Laden wie tanken: BYD und das Megawatt-Flash-Charging

BYD Auto

ELECTRIC WOW / 20.03.2025.

Laden wie tanken: BYD und das Megawatt-Flash-Charging

Posted by: Mag. Severin Karl

China strebt bei der globalen Elektrifizierung nach der Technologieführerschaft. Ein starkes Argument ist hier das künftige Laden mit 1.000 kW samt eigener Ladeinfrastruktur (vorerst) im eigenen Land.

In Shenzhen gibt man sich siegessicher. Der Präsident der BYD Group stellte gerade erst eine neue Plattform für künftige Elektroautos vor. Wir Europäer dürfen uns das aber nicht vorstellen, wie wenn einer der hiesigen Konzerne eine Basis für seine Fahrzeuge vorstellt. Wo außer einem sperrigen Namen kaum etwas hängen bleibt, weil es schlichtweg nicht wirklich etwas Großartiges zu erzählen gibt, außer über die Skalierbarkeit und dergleichen. Bei BYD aber platzte eine Bombe: Megawatt-Laden soll das Aufladen eines Elektroautos so schnell wie das Betanken eines Verbrenners machen. Und für die eigene Ladeinfrastruktur wird en passant auch gleich gesorgt.

Pro Sekunde zwei Kilometer

Super e-Platform, ein Name, den man sich merken sollte. Steht ein Fahrzeug auf dieser Basis, soll eine Ladeleistung von 1.000 kW möglich sein. Hierbei handelt es sich um den höchsten Peak, den es bei E-Fahrzeugen in Serienproduktion je gab. Was kann man sich darunter vorstellen? Etwa, dass pro Sekunde an der Ladesäule zwei Kilometer Reichweite gewonnen werden. Oder, dass in fünf Minuten mal eben Saft für 400 Kilometer Reichweite in die Batterie geströmt ist.

Doch nicht nur beim Laden sprengt die Super e-Platform bisherige Normen. BYD spricht von einem Single Power-Motor, der zum System gehört und 580 kW Leistung liefert, in PS gerechnet sind das 789 Pferdchen. Bei den vorgestellten Autos handelt es sich aber nicht um irre Sportwagen, sondern um den Han L und den Tang L, also um eine Limousine und um ein SUV. Nachdem der neue Motor bis zu 30.000 Umdrehungen erreicht, sind flotte Sprints (noch ohne Angaben) und Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 300 km/h drin.

Wang Chuanfu, besagter Präsident, meinte am Hauptsitz der Marke, dass mit der neuen Plattform der wichtigste "pain point" im Leben eines Elektromobilisten ausgelöscht wird: die Angst vor – zu langsamen, mühsamen – Ladevorgängen. Künftig solle sich das anfühlen, wie früher, als man noch tanken gefahren ist.

Auch das herkömmliche Ladenetz kann aufgerüstet werden

Mit der Plattform kommt auch die entsprechende Flash-Charging-Batterie in die BYD-Modelle. Ein ultraschneller Ionen-Kanal zwischen der Anode und der Kathode der Batterie soll eine maximale Stromstärke von 1.000 Ampere und eine Laderate von C10 ermöglichen. Bei beiden Angaben soll es sich ebenso um neue Benchmarks handeln.

Und wo lädt man sowas überhaupt? Auch darauf hat BYD eine Antwort: Die vorerst nur in China erhältlichen Modelle werden ein eigenes Ladenetz bekommen. Dass das keine Utopie ist, hat Tesla ja bereits vorgemacht. 4.000 Megawatt-Flash-Charging-Stationen in ganz China sollen für entspanntes Reisen sorgen, die flüssigkeitsgekühlten Stationen haben einen Maximal-Output von 1.360 kW.

Interessant wird dann noch die "Dual Gun"-Ladetechnologie, die Schnelllader zu Ultraschnellladern aufrüsten können soll und Supercharger zu Flash-Chargern. Die nächste Weltneuheit aus China. Nicht ohne Grund gibt man sich in Shenzhen siegessicher.