Erste Sitzprobe: neuer Nissan Leaf

Mag. Severin Karl

ELECTRIC WOW / 17.06.2025.

Erste Sitzprobe: neuer Nissan Leaf

Posted by: Mag. Severin Karl

Die dritte Generation des japanischen Elektro-Kompakten wirkt ganz schön gelungen. Die Preisgestaltung bleibt abzuwarten. Besuch im Nissan-Design-Center in London.

Da haben die Designer wirklich ganze Arbeit geleistet. In der Nähe der Bahnstation Paddington in London besuchen wir das Design-Center von Nissan und der neue Leaf steht gleich in dreifacher Ausführung bereit, denn der Andrang ist groß. Kein Wunder, immerhin handelt es sich beim Elektro-Kompakten aus Japan um die dritte Generation eines beim ersten Auftritt 2010 wichtigen Players der E-Transformation. Hohe Erwartungen auf Seiten der Kunden treffen auf ebenso hohe Erwartungen von Nissan: Dieses Auto soll auf dem Markt funktionieren, um der Marke neuen Schwung zu geben. Gut, dass er dabei nicht alleine sein wird: Auch der Micra wird vollelektrisch nach Österreich kommen und mit etwas Abstand dann auch der Juke. Drei wichtige Namen der Marke aus Yokohama und ein starkes Zeichen, die Elektromobilität nun voll in Angriff zu nehmen.

Zwei, drei, Nissan!

Giovanny Arroba leitet das Design bei Nissan und schwärmt vom "sexy seamless look" des neuen Modells. Und er hat recht, der Leaf wirkt wie aus einem Guss, beim Betrachten ist ein Flow zu spüren, da gibt es keine Hindernisse für den Blick. Die Front wirkt sehr freundlich, ein komplett schwarzes Gesicht wie beim Ariya wurde vermieden – stattdessen zieht sich unter dem beleuchteten Nissan-Logo ein schwungvolles Element in Wagenfarbe durch. Hinten sieht man eine Lichtsignatur mit drei aufrechten und zwei liegenden LED-Leisten. Den Hintergrund dazu muss man kennen: "Ni" heißt im japanischen "zwei" und "San" bedeutet "drei" – ein Designgag als Zahlencode für den Markennamen, lässig! Als Einbuchtungen finden sich die Streifen auch an der Ladeklappe, man drückt drauf, um sie zu öffnen. Hochwertig: Typ-2- und CCS-Anschluss (kein Chademo mehr!) werden beide von einzelnen klappen geschützt.

Ab in den Innenraum, wo auffällt, das Klavierlack vermieden wird. Arroba: "Da sieht man dich eh nur die Fingerabdrücke!" Stimmt, andere Hersteller lassen sich dennoch nicht davon abbringen. Sympathisch. Zwei 14,3-Zoll-Screens bilden eine digitale Bildschirmlandschaft, die Grafiken sind schön und gut ablesbar. Nur in manchen Untermenüs gibt es noch ein paar Schriften, die etwas oldschoolig wirken.

Der Designer geht in sich

Gebaut wird der neue Nissan Leaf in Sunderland (UK) und obwohl er sogar etwas kürzer ist als der Vorgänger, er misst jetzt 4350 Millimeter, bietet er innen mehr Platz. Die Ladekurve wurde optimiert, sodass in 30 Minuten 417 Kilometer nachgeladen werden können – was natürlich noch zu testen sein wird. Als maximale Reichweite stehen 604 Kilometer im Datenblatt der 75-kWh-Batterie. Kleinerer Akku reicht? Dann stehen 52 kWh bereit, die für 436 Kilometer taugen – auch nicht schlecht, wenn der Leaf als City-Cruiser eingesetzt wird. Beim Ladespeed muss man dann mit 105 statt 150 kW DC zurechtkommen und am AC-Charger sind 7,4 kW bei der kleinen Batterie Serie. Die 11 kW (große Batterie: Serie) gibt es optional. V2X wird möglich sein!

Der 160 kW starke Motor mit 355 Nm Drehmomentmaximum gönnt sich 14,2 kWh WLTP-Verbrauch, was laut Nissan 30 Prozent Verbesserung darstellt. Beide Modelle wiegen unter zwei Tonnen (kleine Batterie unter 1.800 Kilogramm) und schaffen 160 km/h Topspeed. In 7,6 Sekunden ist Landstraßentempo erreicht. Fein: Für alle Batteriegrößen sind sämtliche Trim-Level verfügbar, man muss also nicht zur (wenn kein Bedarf besteht: unnötig) größeren Batterie greifen, wenn man mehr Luxus an Bord wünscht. Mit einem Kofferraum von 437 Liter (50 mehr als bisher) sollten Familien ihr Auslangen finden. Ein zweigeteilter Zwischenboden ergibt Sinn, wir konnten gleich ausprobieren, dass er sich leicht aufstellen lässt, um zum Beispiel schweres Gepäck von fragileren Stücken zu trennen. Auch in Sachen App hat man sich einiges überlegt, so kann man das Auto darüber nicht nur vorheizen, auch Sitz- und Lenkradheizung lassen sich separat und ferngesteuert anwählen. Da freut sich der Motorjournalist gleich auf einen Wintertest, zumal Nissan betont hat, dass man verstärkt darauf geschaut hat, jegliche Abwärme zu nutzen, um sie möglichst gut einzusetzen. Eine reguläre Wärmepumpe ist dennoch im Programm, sie ist bei der großen Batterie Serie, sonst optional.

Nach den Mitbewerbern gefragt, spricht Giovanny Arroba von Hyundai Kona und VW ID.3, "aber keiner von denen hat so einen coupéhaften Schwung wie unser Leaf", grinst er. Übrigens: Das Concept Car Chillout von 2021 war das erste Designanzeichen für den neuen Leaf. Damals noch mit der schwarzen Front à la Ariya. Gut, dass der Designer da noch einmal in sich gegangen ist …

Noch keine Preise, Termin für den Marktstart: Frühjahr 2026.