Concept AMG GT XX: Die orange 1.000-kW-Flunder

Daimler

ELECTRIC WOW / 26.06.2025.

Concept AMG GT XX: Die orange 1.000-kW-Flunder

Posted by: Mag. Severin Karl

Drei Axial-Fluss-Motoren für Spitzenleistung, eine bahnbrechende HV-Batterie für Ausdauer und schnelles Laden sowie ein Design zum Niederknien: Mercedes-AMG traut sich was.

Es ist ein Ausblick auf das erste Serienmodell der High Performance-Architektur AMG.EA: Mit dem Concept GT XX zeigt Mercedes-AMG, was die elektrische Zukunft bringt. Technologieträger wie dieser verdeutlichen, dass wir uns noch auf einiges gefasst machen können. Und dabei geht es nicht um das wunderbare Design, das die unvergessliche C-111-Serie (ab 1969) zitiert. Sondern um neue Antriebskonzepte, ungewohnte Dauerleistungen und schnelles Laden als Selbstverständlichkeit.

Alpitronic baut eigene Ladesäule für den Flitzer

Gleich vorweg: Die Werte sind natürlich nur vorläufig, es handelt sich um ein Konzeptfahrzeug. Bei der Spitzenleistung werden 1.000 kW (also 1.360 PS) angegeben, in fünf Minuten lassen sich etwa 400 Kilometer Reichweite nachladen – hier wird die Strecke von Affalterbach nach Spa-Francorchamps mit einem Augenzwinkern als Referenz genannt. Die Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 360 km/h macht sich in jedem Concept-Car-Quartett gut. Bei der Energiedichte der Batterie sprechen die Ingenieure von 300 Wh pro Kilogramm. "Insgesamt legt die Kombination von hohem und schmalem Format, Aluminium-Gehäuse, Full-Tab-Technologie sowie NCMA-Chemie bereits in jeder einzelnen Batteriezelle die Grundlage für Höchstleistung, besonders im Bereich der Dauerleistung", dürfen wir zitieren. Über 3.000 Zellen werden durch ein spezielles Leitungssystem gleichmäßig mit dem Kühlöl versorgt. Die Ladeleistung soll im Durchschnitt bei +850 kW liegen! Kooperationspartner Alpitronic hat bereits eine Prototypen-Ladesäule entwickelt. "Sie ist die erste Ladesäule, die derart hohe Ströme über ein Standard-CCS-Kabel überträgt", heißt es in einer Aussendung. Wird es Serienmodelle von Mercedes-AMG geben, soll das Mercedes‑Benz Charging Network mit entsprechenden Hochleistungs-Ladesäulen erweitert werden.

2026 kommen … zumindest die Motoren

Zur Serienproduktion des Allradfahrzeugs gibt es noch keine Infos. Aber: Die innovativen Axial-Fluss-Motoren, die Höchstleistung auf kleinstem Bauraum ermöglichen, sollen schon 2026 für die nötige Power in käuflichen Modellen sorgen. Von YASA, einem englischen Elektromotoren-Spezialisten (und 100-prozentige Tochtergesellschaft der Mercedes-Benz AG), kommt die technologische Grundlage der drei Aggregate. In Affalterbach wurde dann eine Software zur Betriebsstrategie entwickelt, die die hohe Leistungsfähigkeit der Motoren im GT XX optimal einsetzt. Was bei forcierten Einsätzen (Rennstrecken und Co) bisher immer ein wenig E-Manko war, soll nun endlich zur Zufriedenheit der sportlichsten Naturen funktionieren: Die Batterie – eine komplette Neuentwicklung auf Basis von Nickel, Kobalt, Mangan und Aluminium – bleibt auch nach heißen Ritten in einem optimalen Temperaturbereich und nach dem Ladestopp kann der Sportler sofort wieder die volle Leistung abrufen, "eine bisher nie dagewesene Fähigkeit" heißt es von Mercedes-AMG.

Optisch finden sich viele Zitate aus dem Motorsport, wie die zweigeteilten Luftauslässe mit je zwei Finnen in der vorderen Haube, um die warme Luft aus dem liegenden Kühlmodul im Vorderwagen abzuleiten. Weit um die Front herumgezogen ist der Splitter, integrierte Aircurtains sind bis zu den vorderen Radläufen hochgezogen. Natürlich finden sich auch die typischen Powerdomes auf der Motorhaube! Versenkte Türgriffe unterstützen die Aerodynamik und das Dach sticht in Double-Bubble-Manier hervor. Am Heck finden wir einen weit nach unten geschwungenem Diffusor in Sichtkarbon – der AMG One lässt grüßen. Wie wichtig effiziente Aerodynamik ist, verraten Daten wie diese: Etwa 83 Prozent der Antriebsenergie müssen bei 300 km/h Speed aufgewendet werden, nur um den Luftwiderstand zu überwinden! Klar dass deswegen auch der Unterboden eine spezifische Struktur verpasst bekommen hat, um den Venturi-Effekt (Auto saugt sich auf den Asphalt) zu erzeugen. Auch bei mehr als 360 km/h soll die Fahrstabilität so gewährleistet sein.

Eine Story über den C 111 besagt, dass der orange Lack von BASF-Tochter Glasurit der Sichtbarkeit und somit Sicherheit (ein wichtiges Mercedes-Thema) dienen sollte. Auch von einem Hochhaus aus betrachtet, sollte man sofort erkennen können, auf welchem Parkplatz das Fahrzeug steht. Ähnliche Ideen finden wir auch beim Concept AMG GT XX, das mit leuchtenden Lacksegmenten glänzt. Bei Nacht werden damit deifinierte Bereiche der Karosserie mittels Elektrolumineszenz-Technologie speziell in Szene gesetzt. Auf das Anlegen einer Wechselspannung reagieren bestimmte Farbpigmente, in dem sie Licht emittieren. Mehrere elektrisch leitfähige und isolierende Lackschichten sind nötig, damit das Fahrzeug in der Dunkelheit deutlich wahrnehmbar ist. Ein schöner Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft.