ELECTRIC WOW / 02.06.2025.

Vergleich: Was taugen die elektrischen Einsteiger?

Zu teuer, zu wenig Reichweite und Ladestationen, man kennt die Argumente der E-Auto-Skeptiker mittlerweile zur Genüge. Was vor einigen Jahren sicher noch zutreffend war, hat sich zuletzt aber gewandelt. Immer mehr Hersteller bringen kleine Stromer auf den Markt, die preislich auf Verbrenner-Niveau liegen und diese teilweise ersetzen. Durch neue Abgas- und Sicherheitsnormen lohnt es sich für viele Hersteller schlicht nicht mehr, konventionelle Fahrzeuge im A-Segment zu bauen. Entweder wäre die Marge zu klein oder die Autos so teuer, dass niemand sie kaufen würde. Seit heuer gibt es jedenfalls ein interessantes Angebot günstiger E-Autos. Grund genug, diese einem Vergleichstest zu unterziehen und dabei nicht nur die Preise, sondern auch die Vor- und Nachteile der einzelnen Probanden gegenüberzustellen.

Leapmotor: Eine weitere China-Marke startet

Werfen wir zunächst einen Blick auf unser Testquintett. Soeben auf den Markt gekommen ist der Leapmotor T03. Der wer bitte? Leapmotor ist eine chinesische Marke, an der der Stellantis-Konzern 51 Prozent hält, aktuell wird er bei rund 30 Händlern in Österreich angeboten. Zweites Modell ist übrigens das Kompakt-SUV C10, das nur der Vollständigkeit halber. Ebenfalls erst kürzlich gestartet ist der Hyundai Inster, der sich optisch und mit pfiffigem Innenraum in Stellung bringen will. Bereits knapp ein Jahr ist der Citroën ë-C3 auf dem Markt, der sich SUVig gibt, technisch mit dem Leapmotor trotz Stellantis-Verwandtschaft aber nichts gemeinsam hat.
Die Runde komplettieren zwei Autos aus dem Renault-Konzern. Der R5 E-Tech Electric hat sich schnell zum Liebling gemausert und ist nicht nur in vielen Medien, sondern auch auf den Straßen bereits präsent. Dem gegenüber steht das nach wie vor günstigste E-Auto des Landes, der Dacia Spring, der vor einigen Monaten einem umfangreichen Facelift unterzogen wurde, aber nicht etwa in Rumänien, sondern in China gebaut wird. Zwei waschechte Europäer (Renault und Citroën) treten also gegen zwei Chinesen (Leapmotor und Dacia) sowie einen Südkoreaner (Hyundai) an. Wichtig: Unsere Testautos waren allesamt Topversionen, die Daten, Preise und Ausstattungen im Test orientieren sich aber an den günstigsten Basismodellen, ebenso wie die Vergleichstabelle am Ende.

Deutlicher Unterschied bei den Abmessungen

Beginnen wir zunächst mit den Abmessungen. Mit einer Länge von gerade einmal 3,62 Metern ist der T03 das kompakteste Modell der Runde, dicht gefolgt vom Spring mit 3,70 und dem Inster mit 3,83 Metern. Mit 3,92 Metern bleibt der R5 gerade noch unter vier Meter, der ë-C3 liegt mit 4,02 Metern hauchdünn darüber. Noch deutlicher sind die Unterschiede bei der Fahrzeugbreite, jeweils ohne Außenspiegel gemessen. Hier zeigt sich der Dacia mit nur 1,58 Metern ultrakompakt, gefolgt vom Hyundai (1,61 m) und dem Leapmotor (1,65 m). Renault (1,77 m) und Citroën (1,81 m) sind hier spürbar breiter. Wer nun vermutet, dass sich das 1:1 auf den Innenraum auswirkt, der wird überrascht sein. Als Anhaltspunkt zu den gezeigten Bildern: Der Fahrersitz ist jeweils auf einen Fahrer mit 1,84 Meter Größe eingestellt.

Platzangebot teils über der Fahrzeugklasse

Ein Raumwunder ist der Hyundai Inster, selbst wenn die Vordersitze ganz nach hinten geschoben werden, hat man im Fond sogar mit über 1,90 Metern richtig viel Platz. Bei Bedarf wird der Koreaner sogar zur Schlafgelegenheit, neben den hinteren Sitzlehnen lässt sich gegen Aufpreis auch jene des Beifahrers umlegen, ein geniales Konzept. Auch der mit einem massiven Zwischenboden ausgestattete Kofferraum ist ordentlich, 280 bis 1.059 Liter lassen sich verstauen.
Aber ebenso der Leapmotor T03 überrascht, auch hier finden tatsächlich vier Erwachsene Platz. Die Chinesen haben sich für mehr Platz im Innenraum und weniger Kofferraum entschieden, mit 210 bis 880 Litern liegt man mehr oder weniger deutlich unter den anderen Autos. Der Citroën ë-C3 liegt nicht nur bei den Außenabmessungen in Führung, sondern auch beim Laderaum. 310 bis 1.200 Liter sind der klare Bestwert im Vergleich, der Platz im Fond ist in Ordnung, kann mit jenem des Inster aber nicht mithalten. Der Renault 5 ist außen zwar ähnlich groß, kann aber weder beim Platzangebot im Fond noch beim Kofferraum (250 bis 959 Liter) seinem Landsmann die Stirn bieten. Beim Ladeabteil muss er sich sogar dem wesentlich kompakteren Konzernbruder Dacia Spring geschlagen geben, der es auf 308 bis 1.004 Liter bringt. Dafür ist in diesem das Raumgefühl am bescheidensten, vor allem die geringe Fahrzeugbreite spürt man.

Große Unterschiede bei Innenraum-Materialien

Bleiben wir noch im Innenraum und werfen einen Blick ins Cockpit und auf die Materialwahl. Hier liegt der R5 mit einigem Abstand vorn, alles ist modern und hochwertig, beinahe auf Premium-Niveau. Das Navi basiert auf Google Maps und lässt sich einfach bedienen, wie auch alle anderen Funktionen. Der Citroën ist zwar etwas einfacher gestrickt, zeigt sich aber auch mit guten Materialien und tadelloser Verarbeitung. Gestartet wird hier so wie beim Dacia noch mit dem guten alten Schlüsseldreh, die anderen drei Autos werden per Knopfdruck zum Leben erweckt. Eigenartig: Der ë-C3 verfügt über keine Anzeige des durchschnittlichen Verbrauchs. Etwas verspielt, dafür mit echten Tasten für wichtige Funktionen, präsentiert sich das Cockpit des Hyundai Inster. Ein großer Touchscreen dient zur Navigation oder dem Spiegeln des Smartphones, einzig im Leapmotor gab’s weder Apple CarPlay noch Android Auto, schade. Dafür aber eine handfeste Überraschung. Denn trotz des niedrigen Preises gefällt der T03 mit guten Materialien, einigen Stoffeinsätzen in Türen und Armaturenbrett sowie einem gestochen scharfen Touchscreen, der nur leider etwas zu tief verbaut ist. Beim Wohlfühlfaktor liegt er jedenfalls deutlich über dem Dacia Spring. Der ist zwar grundsätzlich sympathisch, lässt einen aber nicht im Unklaren, wo der Rotstift angesetzt wurde. Hier gibt es ausschließlich Hartplastik, das Zuschlagen der Türen klingt blechern, das können alle anderen besser. Aber um fair zu bleiben, der Dacia ist auch das günstigste Auto im Vergleich.

Assistenten-Piepskonzert oder clevere Lösung

Der Titel des nervigsten Autos geht an den Leapmotor. Dermaßen viel Gepiepse hatten wir in überhaupt noch keinem Auto, egal mit welchem Antrieb. Da ist zunächst der Tempowarner, dann der Aufmerksamkeitsassistent und als ob das nicht genug wäre, stimmt auch noch der Müdigkeitsassistent ins Konzert mit ein. Letzterer übrigens regelmäßig nach nur zwei Minuten Fahrzeit … Das Deaktivieren der Melodien ist zum einen nur im Stand möglich, zum anderen braucht es drei unterschiedliche Klicks am Display. Der Inster ist zwar nicht so nervig, aber auch hier muss man mehrere Tasten drücken, ehe etwa der Tempowarner verstummt. Beim Citroën gibt es sowohl dafür als auch für den Spurhalteassistenten zwei eigene Knöpfe hinter dem Lenkrad.
Perfekt löst Renault die Thematik. Die nicht gewünschten Assistenzsysteme lassen sich personalisiert speichern und mit einem zweifachen Tastendruck in einem Aufwasch abschalten. Fein: Auch dem Spring hat man dieses System spendiert.

Fahrverhalten: Von sportlich bis seeehr gemächlich

Womit wir beim Kapitel Fahren angelangt wären. Auch hier zeigt sich der Renault von seiner Schokoladenseite, er ist das agilste und – mit einer Beschleunigung von nur neun Sekunden auf 100 km/h – auch das flotteste und sportlichste Auto unseres Fünferpacks. Mit 11,5 beziehungsweise 11,7 Sekunden auf Tempo 100 lassen sich aber ebenso Citroën und Hyundai flink bewegen, auch die 12,7 Sekunden des Leapmotor gehen in Ordnung. Bei der Einstiegsversion des Dacia Spring ist indes Engelsgeduld gefragt, ewig lange 19,1 Sekunden dauert es, bis der Tacho 100 km/h anzeigt, die stärkere Version schafft immerhin 13,7 Sekunden. Auch beim Fahrverhalten abseits der Stadt müssen Abstriche gemacht werden, nicht zuletzt aufgrund des geringen Gewichts von gerade einmal 1.030 Kilogramm ist die Seitenwindempfindlichkeit sehr groß. Der 145 Kilogramm schwerere T03 fährt sich jedenfalls besser, auch bei ë-C3 und Inster gibt es keinen Anlass zur Kritik.

Reichweiten zwischen 225 und 326 Kilometern

In Sachen Reichweite nach WLTP führen Hyundai und Citroën mit 327 (Akku 42 kWh) beziehungsweise 326 Kilometern (Akku 44 kWh) das Feld an, der Renault bleibt mit 312 Kilometern (Akku 40 kWh) im Windschatten. 265 Kilometer (Akku 37,3 kWh) schafft der Leapmotor, 225 (Akku 26,8 kWh) der Dacia. In der Praxis hängt die Reichweite von Faktoren wie Außentemperatur, Beschleunigung und Geschwindigkeit ab, wer vorwiegend innerstädtisch unterwegs ist, kann diese aber nicht nur erreichen, sondern sogar überbieten. Wie immer sind wir natürlich auch dieses Mal unsere Verbrauchsrunde durch Stadt, über Autobahn und Landstraße gefahren und sind dabei – ohne Berücksichtigung von Ladeverlusten wie bei WLTP – auf folgende Vergleichswerte gekommen. Lediglich 10,7 kWh (WLTP 14,1) genehmigte sich der Dacia, sehr ordentliche 11,6 kWh (WLTP 14,3) waren es beim Hyundai Inster. Der Renault R5 ging mit 12,2 kWh (WLTP 14,5) durchs Ziel, 13,6 kWh (WLTP 16,3) waren es beim Leapmotor T03 und 14,8 kWh (WLTP 17,1) beim Citroën ë-C3.

Gewaltige Unterschiede beim Laden

Bei den Ladegeschwindigkeiten trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Mit Wechselstrom schaffen Hyundai und Renault jeweils elf kW, der Citroën kommt auf 7,4 kW. Der Leapmotor muss mit 6,6 kW auskommen, der Dacia mit gar langsamen 3,7 kW, womit er trotz des kleinsten Akkus satte achteinhalb Stunden an der Wallbox hängt. Am Schnelllader ist nur der ë-C3 mit 100 kW dreistellig, der R5 bringt es auf 80 kW, der Inster auf 73 und der T03 auf 45 Kilowattstunden. Beim Spring gibt es im Basismodell gar kein Schnellladen, beim stärkeren Modell kostet die Funktion 600 Euro Aufpreis und bringt auch nur 30 kW Maximalgeschwindigkeit. Die Details zur Ladedauer finden Sie in der Tabelle.

Basismodelle mitunter karg ausgestattet

Last but not least reden wir über den Preis, den Listenpreis wohlgemerkt, ohne Abzug irgendwelcher Boni. Dass sich der auf Ausstattung, Materialien und auch Reichweite niederschlägt, ist kein Geheimnis. Somit ist auch der Dacia Spring mit 18.990 Euro wenig überraschend der Günstigste im Quintett. Die magere Ausstattung und der schlaffe Antrieb sind die Kehrseite. Wer 3.000 Euro mehr für den Extreme 65 ausgibt, bekommt mehr von allem, eine empfehlenswerte Investition. Womit man in etwa beim Leapmotor T03 für 21.490 Euro landet, der dennoch das hochwertigere und besser ausgestattete Auto bleibt. Der Citroën ë-C3 beginnt bei 24.900 Euro, allerdings mit magerer Ausstattung und kaum möglichen Extras. Auch hier gilt: Die nächsthöhere Ausstattung „Plus“ für 27.600 Euro lohnt sich. Und damit ist man auch schon bei 27.390 Euro angelangt, die sowohl der Hyundai Inster als auch der Renault 5 mit durchwegs besserer Ausstattung kostet. Der Franzose wird Ende 2025 übrigens dank kleinerer Batterie günstiger. Unterm Strich bleiben somit zwei Preisebenen, rund 22.000 Euro für die kleineren Modelle Leapmotor T03 und Dacia Spring und rund 27.500 Euro für die etwas größeren und besser ausgestatteten Modelle Renault R5, Hyundai Inster und Citroën ë-C3. Firmen profitieren von Vorsteuerabzug und Sachbezugsbefreiung, Privatkunden von Aktionen. Die neue Kfz-Steuer für E-Autos ist bei den Kleinen vernachlässigbar, sie bewegt sich zwischen 5,50 Euro (Dacia) und 15,33 Euro (Renault) monatlich.

Das Resümee

Wer auf der Suche nach leistbaren, kleinen E-Autos ist, der ist mit allen fünf Fahrzeugen grundsätzlich gut bedient, wie so oft ist es eine Frage des Geschmacks und der gewünschten oder benötigten Features, die am Ende ausschlaggebend sind. Der Dacia Spring ist ein Auto für Pragmatiker, die mit der ein oder anderen Einschränkung leben können und vor allem auf den Preis schauen. Der Leapmotor T03 punktet mit guter Ausstattung, wohnlichem Innenraum und in Anbetracht der Kürze von 3,60 Metern guten Platzverhältnissen. Leider vermiest die Piepserei der Assistenzsysteme etwas den Gesamteindruck. Der Citroën ë-C3 bietet überraschend viel Auto kombiniert mit guter Reichweite, die Ausstattung des Basismodells ist aber eher karg. Wer gerne sportlicher unterwegs ist und einen hochwertigen Innenraum einem größeren Platzangebot vorzieht, der wird mit dem Renault 5 glücklich werden. Der Hyundai Inster bietet spaciges Design, viel Platz im Innenraum sowie eine feine Ausstattung.


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