ELECTRIC WOW / 07.11.2025.
Renault Twingo: Comeback eines Charmeurs
Posted by: Mag. Severin Karl
Im Frühjahr 2026 ist es soweit, Renault bringt Twingo Nummer 4 auf den Markt. Und, so ehrlich muss man sich sein: Die erste Generation (1993) war einfach die putzigste. Mit deren Charme konnte weder die 2007 eingeführte Gen 2 mithalten, noch Gen 3, die 2014 auf den Markt kam – und erstmals auch elektrisch die Städte unsicher machte. Wenn das neue Kleinwagenmodell kommt, bringt es das beste aus dem bisherigen Twingo-Universum mit: Den Look und das Platzangebot der Gen 1 und Elektroantrieb!
One-Pedal-Drive, 263 WLTP-Kilometer
Nicht nur für jene, die den Twingo kaufen wollen, sondern auch für jene, die die Elektromobilität kritisch beäugen, ist die Aussicht auf den Preis besonders wichtig: Unter 20.000 Euro sind für die Basis gesetzt. Damit erweitert Renault das Angebot an leistbaren Stromern, wie man sie vorerst bei Dacia oder Citroën findet, nicht aber bei VW, Tesla und Co, wo sie seit Jahren versprochen, aber nicht gebracht werden.
Der Twingo Z.E. (für Zero Emission), wie die dritte Generation noch hieß, konnte 190 Kilometer Reichweite vorweisen. Der neue Twingo wird bis 263 Kilometer weit nach dem WLTP-Zyklus fahren. Hier weisen wir gern darauf hin, dass das bei einem City-Car durchaus realistisch ist. Um die Batterie und die Reichweite zu schonen, lässt sich das Fahrzeug über die eigene App vorheizen. Wer im Kopf immer das Elektroauto-Quartett laufen hat, wird mit den Ladeleistungen nicht viel anfangen können, doch in der Lebensrealität der Kunden reichen 11 kW (AC) bzw. 50 kW (DC). Immerhin ist die LFP-Batterie bloß 27,5 kWh (netto) groß und wird an der AC-Station in zwei Stunden und 35 Minuten von 10 auf 100 Prozent geladen. Unterwegs am DC-Lader sind es 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent SoC. International ist das Paket, in dem die Schnelllademöglichkeit dabei ist, nur optional, in Österreich zum Glück Serie – so gut kennt der Importeur seine Kunden. Gut zu wissen: Vehicle-to-Load ist möglich, der Twingo kann seinen Strom also auch wieder an externe Geräte abgeben. Auch nicht unwichtig ist die One-Pedal-Funktion, die beim R4 E-Tech Electric erstmals eingeführt wurde. Bereits beim Lupfen des Fahrpedals wird abgebremst, im Endeffekt bis zum Stillstand. In der Stadt ein lässiges Fahrgefühl, bei dem das Bremspedal nur höchst selten nötig ist und die größte Menge an Energie über Rekuperation zurückgewonnen werden kann. Mit Lenkradwippen können auch sanftere Rekuperationsstufen gewählt werden. Super, so ist ein direkter Eingriff ohne Umwege (bei vielen anderen etwa über den Touchscreen) möglich.
130 muss als Spitzentempo reichen
Was das pfiffige Stadtauto sonst bietet? Durchaus Fahrspaß, denn 175 Nm Drehmoment und 82 PS reichen bei 1.200 Kilogramm (Basis) für einen flotten Ampelsprint – 3,85 Sekunden vergehen auf 50 km/h. Und mit 12,1 Sekunden auf 100 km/h ist man weit schneller unterwegs als mit den turbolosen Dreizylindern der Vergangenheit. Beim Z.E. waren es zuletzt 12,9 Sekunden. Nur bei der Vmax stinkt der neue ganz leicht ab: 130 km/h sind genug, meint Renault, dem Z.E. waren noch 135 km/h gegönnt. Und auch die Modelle ohne Turbo schafften in der Gen 3 (2014 bis 2024) 151 km/h und mehr.
Gute Raumausnutzung war beim Twingo immer ein Thema. Schnödes Kofferraumvolumen will man dennoch wissen, hier sind es 360 bis über 1.000 Liter auf einer Außenlänge von 3.789 Millimetern. Das Ladekabel kann in einem 50-Liter-Fach unter dem Kofferraumboden verstaut werden, Frunk gibt es keinen. Modular wird der Innenraum durch die individuell verschiebbaren Rücksitze (17 Zentineter Weg) und die umklappbare Beifahrersitzlehne: So werden Transporte möglich, die man dem Kleinen zuerst gar nicht zutraut. Zwei Meter Ladelänge. Zusätzliche Staufächer und Zubehörteile wie diverse Halterungen (bei Renault: YouClip) oder 3D-gedruckte Trennwände zur Unterteilung von Ablagen machen den Alltag noch einfacher. Renault betont, dass sich vier "echte" Sitze für Erwachsene an Bord befinden.
Gebaut wird der neue Twingo in Novo Mesto in Slowenien. Ein traditionelles Renault-Werk, das mit erheblichen Investitionen umgebaut wurde.