Bidi-Laden: Der lange Weg in beide Richtungen

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ELECTRIC WOW / 01.06.2025.

Bidi-Laden: Der lange Weg in beide Richtungen

Posted by: Roland Scharf

Die Idee, ein E-Auto daheim als mobilen Stromspeicher zu nutzen, ist fast so alt wie die Idee des Stromers an sich. Durchgesetzt hat sich diese Technologie noch nicht. Der Stand der Dinge.

Die Idee, den Wagen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, nachdem daheim vor der Haustür er die meiste Zeit ja nur rumsteht, ohne benutzt zu werden, liegt quasi auf der Hand: Die verbauten Antriebsbatterien haben genug Speicher, um ein Einfamilienhaus eine ganze Weile betreiben zu können. Im Prinzip würde man sich dann einen stationären Speicher ersparen, wenn man die Idee weiterspinnt, und streng genommen wundert man sich, warum das Thema bidirektionales Laden nicht so recht in die Gänge kommen möchte. Es tut sich zwar was, auch in Österreich. Der Durchbruch lässt aber noch auf sich warten, wenn man einmal davon absieht, dass der Gesetzgeber mit einer entsprechenden Regelung überhaupt keinen Stress macht.

Theorie und Wahrheit

Grundsätzlich ist bidirektionales Laden nicht verboten, es fehlt aber an regulatorischen Rahmenbedingungen. Hier muss man aber genauer hinsehen: Was noch gesetzlich unterdrückt wird, ist die Variante, Autostrom ins Netz zu laden. Hier gibt es keine Auflagen zum Thema Tarife und Bedingungen.

Die Hetz ums Netz

Einen ersten Ansatz für eine passende Gesetzgebung lieferte der Verbund. Im Rahmen eines groß angelegten Projekts möchte man die grundlegenden Anforderungen sowie Bedürfnisse zukünftiger Nutzer identifizieren. Projektleiter Kurt Leonhartsberger. „Mit diesem Projekt möchten wir eine Anlaufstelle für Unternehmen sowie private Nutzer schaffen und Lösungen erarbeiten, die eine reibungslose Integration der V2G-Technologie ermöglicht.“ Konkret geht es um die Identifikation von Kundenbedürfnissen sowie die Erarbeitung potenzieller Geschäftsmodelle für bidirektionales Laden. Dazu installiert man ein Innovationsnetzwerk, in dem bereits 14 österreichische Partner aktiv mitwirken. Solang es von der Legislative aber keine Regelung gibt, wird dieses ambitionierte Projekt wohl nie über den Versuchsstatus hinauskommen.

Heimspiel

Problemlos möglich ist indes die Variante, den Saft aus dem mobilen Speicher für die eigenen vier Wände zu verwenden. Im Rahmen einer anderen Kooperation beschäftigt sich der Verbund mit Moon, Electric Miles und dem deutschen Anbieter Ambibox GmbH mit der Machbarkeit und Realisierung und Ford ist hier sogar schon einen Schritt weiter. Für Capri und Explorer mit der großen Batterie bieten die Kölner auch für Österreich ein Komplettangebot in Zusammenarbeit mit E3/DC an. Deren Hauskraftwerk als bidirektionale Ladelösung wird einsatzfertig installiert, wobei diese DC-Ladestationen für die Hochvoltbatterie im Auto eine einstellbare Entlade-Untergrenze vorsehen, die zumindest 20 Prozent beträgt, damit der Ford noch fahrbereit ist – und der Akku keine dauerhaften Schäden abbekommt.
Die Variante des sogenannten Vehicle-to-House ist also schon Realität. Eine sinnvolle Lösung scheint sie aber trotzdem nur für jene zu sein, die nicht bereits über ein entsprechendes Heimnetzwerk verfügen. So benötigt es etwa ein intelligentes Energiemanagementsystem, das zum Beispiel situationsflexibel entscheidet, wann Solar- und wann Autostrom zum Einsatz kommt. Und obendrein gehören auch die Wallboxen komplett ausgetauscht, passende Modelle gibt es erst von ganz wenigen Anbietern.